Page 24 - Urbane Grünräume | Ihre Bedeutung für Klima und Biodiversität
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TIPPS FÜR PRIVATGÄR- Methoden zum Aufbau einer Natur-Blumenwiese
Eine Natur-Blumenwiese ist keine Zier-Blumenwiese,
TEN – KLIMAFIT UND deren Saatgut hauptsächlich Blütenpflanzen enthält.
ARTENREICH Darunter viele nicht winterharte oder nur einjährige,
nicht keimfähige Sorten und keine bis wenige Gräser.
Damit diese Wiese so blütenreich bleibt, muss sie gejätet
Tipps für klimaangepasste Gärten mit vielfältigen und immer wieder neu angelegt werden (alle 1 – 2 Jahre).
Lebensräumen Die Zier-Blumenwiese ist ein Blickfang und lockt auch
Eine möglichst schonende Bodenbearbeitung und natürli- Insekten an, ökologisch ist sie jedoch nicht so wertvoll
che Düngung und Pflanzenstärkung fördert sickerfähige, wie eine Natur-Blumenwiese, die eine breitere Vielfalt an
fruchtbare Böden und die Aktivität der Bodenlebewesen: natürlich vorkommenden Pflanzenarten bietet und damit
die Biodiversität aller Lebewesen bereichert.
• Bepflanzte Gartenböden (Sträucher, Staudenbeete)
nicht oder selten umgraben, nur mit der Harke ober- Will man nun eine bestehende Rasenfläche zu einer sich
flächlich auflockern, Gemüsebeete im Frühjahr am selbst aussäenden Natur-Blumenwiese umwandeln, kann
besten mit der Grabgabel lockern (nicht umstechen), dies mit unterschiedlichen Methoden erfolgen. Mehrere
um die Lebensräume der Bodenorganismen in den Möglichkeiten sollen hier genannt werden:
unterschiedlichen Erdschichten zu erhalten
• Die Einarbeitung von Kompost und/oder von biologi- Für Geduldige, die wenig Arbeitsaufwand betreiben
schen Stoffen wie Hornspänen, Schafwolle oder Grün- wollen:
dünung (z.B. mit Ackerbohnen, Phacelia, …) bringt Rasenfläche nicht mehr düngen, mit der Zeit immer
nicht nur Nährstoffe in den Boden, sondern verbessert seltener mähen, damit sich blühende Pflanzen entwickeln
auch den Luft- und Wasserhaushalt des Erdreiches. • Trockensteinmauern, Steinhaufen und Wasserstellen im können. Das Schnittgut auf der Fläche trocknen lassen –
• Offene Bodenflächen mulchen – im Gemüsebeet, in Garten sind weitere wertvolle Biotope (Lebensräume) Blütenpflanzen sollten sich dadurch selbst aussäen. Nach
Staudenflächen oder unter Sträuchern und Stauden; nicht nur für Tiere wie Zauneidechsen, Spinnen oder dem Abtrocknen das Heu entfernen, um eine Düngung
geeignete Mulchmaterialien halten den Boden feucht, Frösche, sondern auch für Pflanzen wie Mauerpfeffer, des Bodens zu verhindern (der Abbau von Grünschnitt
fördern das Bodenleben und damit das Pflanzenwachs- Mauerfarn oder die feuchtigkeitsliebende Trollblume. bringt Nährstoffe in den Boden, die in diesem Fall uner-
tum und reduzieren den Wasserverbrauch (Mulch - • Werden Gräser und Stauden (krautige Pflanzen) erst im wünscht sind). Ist eine blütenreiche Wiese entstanden,
siehe unten). Frühjahr zurückgeschnitten, schafft dies Überwinte- soll diese nur mehr 1-2-mal pro Jahr gemäht werden.
• Regenwasser in Grünflächen einzuleiten oder in Zister- rungsmöglichkeiten für viele Lebewesen in den Halmen, Natürliche Blumenwiese mit vielfältigem Pflanzenbestand
nen zu sammeln und zum Gießen zu verwenden hilft Stängeln und Zwischenräumen der Pflanzen. Samenstän- Schnellere, aber aufwändigere Methode:
Wasser zu sparen. de und Früchte sind wichtige Nahrungsquellen in dieser Als erstes die Grasnarbe des bestehenden Rasens inklusi- befindliche Wiese wird gemäht und auf der Gartenwiese,
Zeit. ve sämtlicher Wurzeln entfernen. Ist der bestehende Bo- die entstehen soll, zum Aussamen aufgelegt. Das Heu
Abwechslungsreiche Gartenräume fördern die Biodiversität: • Den Einsatz von Kunstdünger, Rasenunkraut-Vernichter den zu nahrhaft, soll dieser mit Sand abgemagert werden, muss nach ein paar Tagen entfernt werden.
• Rasenflächen z.B. in Randbereichen in blühende Ma- oder von chemischen Insektiziden möglichst vermeiden, da Wiesen auf mageren Böden meist blütenreicher sind. • Man kann auch versuchen, ein Stück einer reich blühen-
gerwiesen umwandeln oder Blühinseln stehen lassen denn diese Mittel fördern artenarme Lebensräume. Sodann erfolgt die Einsaat, vorzugsweise mit regionalem den, natürlichen Wiese in den Garten zu verpflanzen -
oder Bereiche mit verschiedenen Sträuchern und • Rasenflächen besonders im Sommer seltener mähen, die Wildblumensaatgut. Aufkommende Beikräuter wie Weiß- das Wiesenstück samt Wurzeln muss aus einem ähnli-
Stauden vorsehen, um Lebensräume für verschiedenste Beschattung durch Bewuchs verringert die Austrock- klee, Löwenzahn, Sauerampfer oder Melde am besten chen Standort (Bodenzusammensetzung, Mikroklima)
Organismen zu schaffen nung des Bodens und hilft, Wasser zu sparen. schon im Anfangsstadium entfernen, damit eine artenrei- stammen. Aber bitte nicht vergessen, vorher den Besitzer
• Bei der Auswahl der Bepflanzung heimische Arten • Reduktion der Rasenpflege - der „schöne“ englische Ra- che Blütenwiese entsteht. der Wiese um Erlaubnis zu fragen!
bevorzugen – als Nahrungsquelle und Lebensraum für sen ist eine artenarme Grasgesellschaft, in der Blühpflan- • In schattigen Gartenbereichen ist die Anlage einer
die hiesige Tierwelt, die vielfach an diese Pflanzenar- zen verdrängt werden. Dadurch sinkt das Nahrungsange- Weitere Tipps: Naturblumenwiese schwierig – hier ist eine Bepflanzung
ten angepasst ist. bot für Insekten. • Sind wenig Blütenpflanzen vorhanden, kann das Heu mit schattenverträglichen Sträuchern und Stauden zu
• Garten nicht zu sehr „aufräumen“ - eine wilde Garten- • Besonders wenn Rasen-Roboter nachts laufen, werden einer blütenreichen Wiese aus der näheren Umgebung bevorzugen (z.B. mit Farnen, Frauenmantel, Storchschna-
ecke bietet z.B. Unterschlupf für Igel bzw. fördert auch nachtaktive Tiere wie Igel, Amphibien und viele Insekten möglicherweise Abhilfe schaffen: Die im Abblühen bel, Akeleien etc.).
andere Nützlinge. verletzt oder getötet.