Page 24 - Urbane Grünräume | Ihre Bedeutung für Klima und Biodiversität
P. 24

22                                                                                                                                                                                                                          23






                                                                     TIPPS FÜR PRIVATGÄR-                                                                                                   Methoden zum Aufbau einer Natur-Blumenwiese

                                                                                                                                                                                            Eine	Natur-Blumenwiese	ist	keine	Zier-Blumenwiese,
                                                                     TEN – KLIMAFIT UND                                                                                                     deren	Saatgut	hauptsächlich	Blütenpflanzen	enthält.

                                                                     ARTENREICH                                                                                                             Darunter	viele	nicht	winterharte	oder	nur	einjährige,
                                                                                                                                                                                            nicht	keimfähige	Sorten	und	keine	bis	wenige	Gräser.
                                                                                                                                                                                            Damit	diese	Wiese	so	blütenreich	bleibt,	muss	sie	gejätet
                                                                     Tipps für klimaangepasste Gärten mit vielfältigen                                                                      und	immer	wieder	neu	angelegt	werden	(alle	1	–	2	Jahre).
                                                                     Lebensräumen                                                                                                           Die	Zier-Blumenwiese	ist	ein	Blickfang	und	lockt	auch
                                                                     Eine	möglichst	schonende	Bodenbearbeitung	und	natürli-                                                                 Insekten	an,	ökologisch	ist	sie	jedoch	nicht	so	wertvoll
                                                                     che	Düngung	und	Pflanzenstärkung	fördert	sickerfähige,	                                                                wie	eine	Natur-Blumenwiese,	die	eine	breitere	Vielfalt	an
                                                                     fruchtbare	Böden	und	die	Aktivität	der	Bodenlebewesen:                                                                 natürlich	vorkommenden	Pflanzenarten	bietet	und	damit

                                                                                                                                                                                            die	Biodiversität	aller	Lebewesen	bereichert.
                                                                     •	 Bepflanzte	Gartenböden	(Sträucher,	Staudenbeete)
                                                                       nicht	oder	selten	umgraben,	nur	mit	der	Harke	ober-                                                                  Will	man	nun	eine	bestehende	Rasenfläche	zu	einer	sich
                                                                       flächlich	auflockern,	Gemüsebeete	im	Frühjahr	am	                                                                    selbst	aussäenden	Natur-Blumenwiese	umwandeln,	kann
                                                                       besten	mit	der	Grabgabel	lockern	(nicht	umstechen),	                                                                 dies	mit	unterschiedlichen	Methoden	erfolgen.	Mehrere
                                                                       um	die	Lebensräume	der	Bodenorganismen	in	den	                                                                       Möglichkeiten	sollen	hier	genannt	werden:
                                                                       unterschiedlichen	Erdschichten	zu	erhalten
                                                                     •	 Die	Einarbeitung	von	Kompost	und/oder	von	biologi-                                                                  Für Geduldige, die wenig Arbeitsaufwand betreiben
                                                                       schen	Stoffen	wie	Hornspänen,	Schafwolle	oder	Grün-                                                                  wollen:
                                                                       dünung	(z.B.	mit	Ackerbohnen,	Phacelia,	…)	bringt	                                                                   Rasenfläche	nicht	mehr	düngen,	mit	der	Zeit	immer
                                                                       nicht	nur	Nährstoffe	in	den	Boden,	sondern	verbessert	                                                               seltener	mähen,	damit	sich	blühende	Pflanzen	entwickeln
                                                                       auch	den	Luft-	und	Wasserhaushalt	des	Erdreiches.  •	 Trockensteinmauern,	Steinhaufen	und	Wasserstellen	im	          können.	Das	Schnittgut	auf	der	Fläche	trocknen	lassen	–
                                                                     •	 Offene	Bodenflächen	mulchen	–	im	Gemüsebeet,	in	   Garten	sind	weitere	wertvolle	Biotope	(Lebensräume)	             Blütenpflanzen	sollten	sich	dadurch	selbst	aussäen.	Nach
                                                                       Staudenflächen	oder	unter	Sträuchern	und	Stauden;	  nicht	nur	für	Tiere	wie	Zauneidechsen,	Spinnen	oder	             dem	Abtrocknen	das	Heu	entfernen,	um	eine	Düngung
                                                                       geeignete	Mulchmaterialien	halten	den	Boden	feucht,	  Frösche,	sondern	auch	für	Pflanzen	wie	Mauerpfeffer,	          des	Bodens	zu	verhindern	(der	Abbau	von	Grünschnitt
                                                                       fördern	das	Bodenleben	und	damit	das	Pflanzenwachs-  Mauerfarn	oder	die	feuchtigkeitsliebende	Trollblume.            bringt	Nährstoffe	in	den	Boden,	die	in	diesem	Fall	uner-
                                                                       tum	und	reduzieren	den	Wasserverbrauch	(Mulch	-	  •	 Werden	Gräser	und	Stauden	(krautige	Pflanzen)	erst	im	          wünscht	sind).	Ist	eine	blütenreiche	Wiese	entstanden,
                                                                       siehe	unten).                                       Frühjahr	zurückgeschnitten,	schafft	dies	Überwinte-              soll	diese	nur	mehr	1-2-mal	pro	Jahr	gemäht	werden.
                                                                     •	 Regenwasser	in	Grünflächen	einzuleiten	oder	in	Zister-  rungsmöglichkeiten	für	viele	Lebewesen	in	den	Halmen,	                                                            Natürliche Blumenwiese mit vielfältigem  Pflanzenbestand
                                                                       nen	zu	sammeln	und	zum	Gießen	zu	verwenden	hilft	   Stängeln	und	Zwischenräumen	der	Pflanzen.	Samenstän-             Schnellere, aber aufwändigere Methode:
                                                                       Wasser	zu	sparen.                                   de	und	Früchte	sind	wichtige	Nahrungsquellen	in	dieser	          Als	erstes	die	Grasnarbe	des	bestehenden	Rasens	inklusi-  befindliche	Wiese	wird	gemäht	und	auf	der	Gartenwiese,
                                                                                                                           Zeit.                                                            ve	sämtlicher	Wurzeln	entfernen.	Ist	der	bestehende	Bo-  die	entstehen	soll,	zum	Aussamen	aufgelegt.	Das	Heu
                                                                     Abwechslungsreiche	Gartenräume	fördern	die	Biodiversität:  •	 Den	Einsatz	von	Kunstdünger,	Rasenunkraut-Vernichter	    den	zu	nahrhaft,	soll	dieser	mit	Sand	abgemagert	werden,	  muss	nach	ein	paar	Tagen	entfernt	werden.
                                                                     •	 Rasenflächen	z.B.	in	Randbereichen	in	blühende	Ma-  oder	von	chemischen	Insektiziden	möglichst	vermeiden,	          da	Wiesen	auf	mageren	Böden	meist	blütenreicher	sind.	  •	 Man	kann	auch	versuchen,	ein	Stück	einer	reich	blühen-
                                                                       gerwiesen	umwandeln	oder	Blühinseln	stehen	lassen	  denn	diese	Mittel	fördern	artenarme	Lebensräume.                 Sodann	erfolgt	die	Einsaat,	vorzugsweise	mit	regionalem	  den,	natürlichen	Wiese	in	den	Garten	zu	verpflanzen	-
                                                                       oder	Bereiche	mit	verschiedenen	Sträuchern	und	   •	 Rasenflächen	besonders	im	Sommer	seltener	mähen,	die	           Wildblumensaatgut.	Aufkommende	Beikräuter	wie	Weiß-    das	Wiesenstück	samt	Wurzeln	muss	aus	einem	ähnli-
                                                                       Stauden	vorsehen,	um	Lebensräume	für	verschiedenste	  Beschattung	durch	Bewuchs	verringert	die	Austrock-             klee,	Löwenzahn,	Sauerampfer	oder	Melde	am	besten	     chen	Standort	(Bodenzusammensetzung,	Mikroklima)
                                                                       Organismen	zu	schaffen                              nung	des	Bodens	und	hilft,	Wasser	zu	sparen.                     schon	im	Anfangsstadium	entfernen,	damit	eine	artenrei-  stammen.	Aber	bitte	nicht	vergessen,	vorher	den	Besitzer
                                                                     •	 Bei	der	Auswahl	der	Bepflanzung	heimische	Arten	  •	 Reduktion	der	Rasenpflege	-	der	„schöne“	englische	Ra-         che	Blütenwiese	entsteht.                              der	Wiese	um	Erlaubnis	zu	fragen!
                                                                       bevorzugen	–	als	Nahrungsquelle	und	Lebensraum	für	  sen	ist	eine	artenarme	Grasgesellschaft,	in	der	Blühpflan-                                                          •	 In	schattigen	Gartenbereichen	ist	die	Anlage	einer
                                                                       die	hiesige	Tierwelt,	die	vielfach	an	diese	Pflanzenar-  zen	verdrängt	werden.	Dadurch	sinkt	das	Nahrungsange-       Weitere Tipps:                                         Naturblumenwiese	schwierig	–	hier	ist	eine	Bepflanzung
                                                                       ten	angepasst	ist.                                  bot	für	Insekten.	                                               •	 Sind	wenig	Blütenpflanzen	vorhanden,	kann	das	Heu	  mit	schattenverträglichen	Sträuchern	und	Stauden	zu
                                                                     •	 Garten	nicht	zu	sehr	„aufräumen“	-	eine	wilde	Garten-  •	 Besonders	wenn	Rasen-Roboter	nachts	laufen,	werden	         einer	blütenreichen	Wiese	aus	der	näheren	Umgebung	  bevorzugen	(z.B.	mit	Farnen,	Frauenmantel,	Storchschna-
                                                                       ecke	bietet	z.B.	Unterschlupf	für	Igel	bzw.	fördert	auch	  nachtaktive	Tiere	wie	Igel,	Amphibien	und	viele	Insekten	   möglicherweise	Abhilfe	schaffen:	Die	im	Abblühen	    bel,	Akeleien	etc.).
                                                                       andere	Nützlinge.                                   verletzt	oder	getötet.
   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29