Page 19 - Urbane Grünräume | Ihre Bedeutung für Klima und Biodiversität
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Orte der Vielfalt schaffen: • Förderung von Nützlingen (Vögel, Marienkäfer, Florflie-
• Rasenflächen: in artenreiche Wiesen umwandeln, gen, Schwebfliegen etc.) durch Anbringen von Nisthilfen
Blühstreifen oder Wieseninseln belassen und nur und entsprechende Bepflanzung
Randbereiche mähen … • Für Baumpflanzungen vor allem unterirdisch ausreichend
• Bepflanzte Bereiche: Staudenbeete mit mehrjährigen Raum zur Entwicklung eines starken Wurzelsystems
Pflanzen und Strauchgruppen oder Hecken mit hei- schaffen mit Einbau eines geeigneten Substrates
mischen und ökologisch bedeutsamen Arten anlegen; • Torffreie Erden verwenden
Schnittzeitpunkt an Brutzeit anpassen • Überdüngung und Kunstdünger vermeiden
• Stadtbäume: Auswahl von vielfältigen und ökologisch • Zurückhaltende nächtliche Beleuchtung von öffentlichen
wertvollen Baumarten bei Neupflanzungen, bestehen- Flächen, Strahler nach unten ausrichten 10
de Baumpflanzungen schützen und erhalten, im Beson- • Tierische Spezialisten fördern – ihre Existenz hängt von
deren auch alte Bäume mit Höhlungen; wenn möglich bestimmten Pflanzenarten ab. Als Beispiel sei eine Wild-
vereinzelt auch absterbende Bäume im Stadtgebiet bienenart, die Natternkopf-Mauerbiene , genannt - ihre
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stehen lassen - Totholz ausweisen als Lebensraum (ev. Weibchen können nur am Gemeinen Natternkopf Pollen
absperren); zurückhaltende Baumschnittmaßnahmen sammeln und damit das Überleben der Brut sichern. 12
• Bauwerksbegrünung fördern: Intensiv- oder Exten-
sivbegrünung auf Dächern, Begrünung von Fassaden, Lebensraum Stadtmauer und Magerwiese
Mauern, Zäunen, etc.
• Besondere Biotope wie Trockensteinmauern, kleine
Wasserstellen, unverbaute Flussrandbereiche usw.
erhalten. Auch sog. Stadtbrachen sind Rückzugsräume Blick auf den Gaimberg im trockenen Sommer 2017, dem drittwärmsten Sommer der Messgeschichte in Österreich
für viele Tierarten in verbauten Gebieten und sogar
Miniaturgrünräume wie Moosflächen auf Mauern sind
wichtiger Bestandteil von Stadtökosystemen.
• Nistkästen für Fledermäuse, Meisen (in Kastanien geg. KLIMAWANDEL – WAS
Miniermotten) und andere Vogel- bzw. Tierarten vorsehen
• Invasive Neophyten, die standorttypische Arten ver- GRÜNRÄUME LEISTEN
drängen, beseitigen bzw. deren Pflanzung vermeiden
(Baumarten wie Scheinakazie, Götterbaum)
• Im Privaten Bereich – naturnahe, möglichst unverbaute
Gärten mit strukturreichen, vielfältigen Lebensräumen Klimaberechnungsmodelle prognostizieren bereits für Im Siedlungsbereich sind ca. 2/3 der Bodenoberfläche
schaffen; heimische Pflanzenarten verwenden, zurück- die nähere Zukunft mehr Hitzetage und durchschnittlich durch Gebäude und Verkehrsflächen verbaut und ver-
haltende Gartenpflege etc. höhere Niederschlagsmengen, die aber häufig in Form von siegelt. Hier können sich diese Extreme noch intensiver
• Starkniederschlagsereignissen eintreffen sollen. Paradox auswirken: es entstehen Hitzeinseln. Die aufgeheizten
Bild 3.3b vier Bilder zur Auswahl – 2 sollten zumindest ist, dass es trotzdem zu Dürren kommen kann – Gründe Flächen wirken wie ein Backofen, sie speichern die Wär-
abgebildet werden dafür sind die gesteigerte Verdunstung infolge höherer me - nächtliche Abkühlung ist dann nur in geringerem
Temperaturen und verlängerter Vegetationsperioden Ausmaß möglich. Dies beeinflusst nicht nur die Gesund-
Weitere Schutzmaßnahmen für den Artenerhalt: (Wachstumszeiten), aber auch Wassermangel durch län- heit und das Wohlbefinden von Menschen, sondern
• Bodenfruchtbarkeit in Grünräumen durch verschie- gere Phasen ohne Regen oder Schnee. auch von vielen anderen Lebewesen, die diese Bereiche
dene Maßnahmen fördern wie z.B. durch vielfältige bewohnen.
Bepflanzung, natürliche Düngung durch Kompost oder Diese Trockenperioden führen wiederum dazu, dass auch
andere biologische Dünger, Verwendung von biologi- Rasenflächen und Erdreich übermäßig stark austrocke-
schen Mulchmaterialien etc. nen – als Folge davon können Böden plötzlich auftretende
intensive Niederschläge nicht aufnehmen – das Wasser
10 Vgl. Die Umweltberatung (online)
11 Vgl. Naturschutzbund Österreich (online) wird oberflächlich abgeleitet und kann zu Überflutungen
12 Vgl. UMG (online) führen.