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Sehenswertes im Lienzer Talboden
                                      Das sollten Sie nicht versäumen

                                      Aguntum – Tirols einzige Römerstadt
                                      Aguntum – an der berühmten Handelsstraße Julia Augusta gelegen – wur-
                                      de vor fast 2000 Jahren unter Kaiser Claudius zur Stadt erhoben und war
                                      einzigartiges Handelszentrum der Region. Das Grabungsgelände Aguntum
                                      bietet zahlreiche Anziehungspunkte, die Sie vom Aussichtsturm aus kom-
                                      plett überblicken können. Sensationell war die Entdeckung eines Atrium-
                                      hauses. Noch nie hat man in den Alpen, so weit nördlich von Pompeji, ein
                                      derartiges Bauwerk gefunden. Es ist in seiner mediterranen Bauweise für
                                      das alpine Klima vollkommen ungeeignet. Das Marmorbecken des Atrium-
                                      hauses wurde in das neue Museumsgebäude übersiedelt, wo es Mittel-
                                      punkt der Schausammlung ist. Wie wohlhabend die Bevölkerung war, zeigt
                                      auch die Therme. Eine wunderbare Errungenschaft römischer Zivilisation.
                                      Türschwellen und Wände aus Marmor, Warmwasserbecken, Wandmale-
                                      reien und Mosaikböden schmückten den Bau. In Aguntum erwartet Sie                                 St. Ulrichskirche am Lavanter Kirchbichl.
                                      ein beeindruckendes Bild der Kultur und Zivilisation der Römerzeit in den
                                      Alpen. Kleidung, Reliefs, Keramik, Schmuck, Münzen usw. Das neue Mu-
                                      seum wurde von den Architekten Moser/Kleon aus Innsbruck entworfen.   Der Lavanter Kirchbichl – Vorchristliches Zeugnis
                                      Öffnungszeiten: Mitte April bis Ende Oktober. Infos: www.aguntum.info  Das Gemeindegebiet von Lavant liegt 2 km östlich der römischen Stadt
                                                                                                          Aguntum. Der Lavanter Kirchbichl ist ein heiliger Berg in Osttirol. Schon in
                                                                                                          keltischer Zeit befand sich dort eine Tempelanlage. Man fand Spuren wie
                                       Museum der Römerstadt Aguntum.
                                                                                                          einen Steinplattenboden, eine Feuerstelle und eine Vorratsgrube aus der
                                                                                                          LaTène Zeit. Durch eine Schlucht und zwei Bäche vom Tal abgetrennt, bot
                                                                                                          der Kirchbichl schon immer natürlichen Schutz. Im 5. Jahrhundert wurde
                                                                                                          am Lavanter Kirchbichl eine Fliehburg mit 27.000 m2 Grundfläche errichtet.
                                                                                                          Innerhalb der Festung wurde eine Kirche in eine Bischofskirche umgebaut.
                                                                                                          Die gesamte Provinz wurde von den Germanen bedroht und so wurde der
                                                                                                          Hügel zur Rückzugssiedlung für die Bewohner der nahen römischen Stadt
                                                                                                          Aguntum. Eine Antikensammlung befindet sich in einem Museumsraum im
                                                                                                          Untergeschoss der Aufbahrungshalle am Fuße des Kirchbichls. Die meisten
                                                                                                          Fundstücke jedoch sind im archäologischen Museum von Schloss Bruck
                                                                                                          in Lienz zu besichtigen. Heute befinden sich auf dem Kirchbichl außer den
                                                                                                          Ausgrabungen noch zwei Kirchen:

                                                                                                          St. Ulrichskirche – Pfarrkirche von Lavant. Der ursprüngliche Bau wurde
                                                                                                          im 16. Jahrhundert errichtet. 1770 wurde die Kirche unter Einbeziehung der
                                                                                                          bisherigen Bausubstanz umgebaut, wobei das Spitzportal erhalten blieb.
                                                                                                          Ein Madonnen-Gnadenbild aus dem  17. Jahrhundert zieht seit dieser Zeit
                                                                                                          unzählige Wallfahrer an.
                                                                                                          Die Kirche St. Peter und Paul. Der sakrale Bau soll 850 von Papst Leo IV.
                                                                                                          eingeweiht worden sein. Um diese Begebenheit rankt sich die Legende,
                                                                                                          dass der Pontifex Maximus an den vier Ecken des Baues Sand verschüttet
                                                                                                          haben soll. Die Anzahl der Körner soll den Tagen des Ablasses entspre-
                                                                                                          chen. Deshalb knieten Wallfahrer an den vier Ecken nieder, um die Ver-
                                                                                                          gebung der Sünden zu erlangen. Die Kirche wurde auf den Mauern der
                                                                                                          ehemaligen Burgkapelle errichtet und 1485 eingeweiht. In den Bau wurden
                                                                                                          römische Kunstgegenstände aus dem Umfeld eingearbeitet, wie das Relief
                                                                                                          einer Kutsche aus der Römerzeit. Die drei Flügelaltäre stammen aus dem
                                                                                                          16. Jahrhundert.


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