Page 9 - Baumpatenschaft | Stadt Lienz
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Was ein Stadtbaum aushalten muss
im Vergleich zu seinen Verwandten
im ursprünglichen Lebensraum, dem Wald
Strahlungshitze - durch Rückstrahlung von Oberflächen Wunden im Holz des Kronenbereiches - durch Freischnei-
wie Asphalt, Beton, Pflaster den von Lampen, Schildern, Gebäuden und Schneiden des
erforderlichen Lichtraumprofiles im Bereich von Straßen
Immissionen – vermehrte Luftschadstoffe (Stickoxide, und Gehwegen. Spitzahorn mit Stammwunde und Mehltaupilz auf den Blättern (Alleestraße)
Schwefeldioxid, Ozon) und Feinstaub.
Gehäuftes Auftreten von Schadorganismen - durch Klima-
Trockenheit und Sauerstoffmangel im Wurzelbereich - veränderung oder Import, aber auch durch Dezimierung
durch Bodenversiegelung wie Asphalt oder Pflasterungen der Artenvielfalt (Kastanienminiermotte, Eschentriebster-
im Kronentraufenbereich und verdichtete Böden durch ben, Asiatischer Laubholzbockkäfer in Paletten). Fachgerechter Baumschnitt - was bedeutet das?
Vibrationen des Verkehrs, parkende Autos, stark verdichte-
ter Unterbau von Straßen und Gehwegen etc. Reduzierte Mykorrhiza – das unterirdische Pilzgeflecht, das
eine Symbiose mit dem Baum eingeht und stellt Phosphor,
Die Baumpfleger der Abteilung Forst & Garten richten sich
Schäden an unterirdischen Wurzeln - durch Grabungen Stickstoff und Wasser liefert (der Baum gibt dafür Zucker
bei ihren Schnittmaßnahmen nach der geltenden Ö-Norm L
beim Leitungs- bzw. Kanalbau, Aushub für Gebäude, Stra- durch Photosynthese) und vital erhält – ist im städtischen
1122 – Baumpflege und Baumkontrolle.
ßenbau oder für Pflasterungen etc. Boden in viel geringerem Ausmaß vorhanden. Im Wald sind
Bäume durch dieses Geflecht auch miteinander verbunden.
Eintrag von baumschädigenden Stoffen im Wurzelbereich Dazu auszugsweise einige Punkte:
• Schnittmaßnahmen in der Krone sind so auszuführen,
der Bäume – Streusalz und andere Schadstoffe im Stra- Laubentfernung – im Wald wird aus dem Fall-Laub Humus
dass das artgerechte Erscheinungsbild der Pflanze
ßenbereich, auch Bauschutt und dadurch oft kalkhaltiges gebildet, in den frequentierten Bereichen der Stadt muss es
möglichst gewahrt bleibt.
Erdreich, was manche Baumarten schlecht vertragen. entfernt werden (manchmal auch, um Baumkrankheiten wie
• Schnitte sind so anzusetzen, dass bei möglichst kleiner
Eschentriebsterben, Kastanienminiermotte zu dezimieren).
Verwundung eine optimale Kallusbildung (Überwallung)
Schäden an oberirdischen Wurzeln und Stamm - durch
möglich ist. Es ist auf Astring zu schneiden, das heißt
parkende Fahrzeuge, durch Kollisionen, Plakatieren am
Vermeidung von stammparallelen Schnitten und
Baum, fallweise auch durch Mäharbeiten oder mutwillige
Stummelschnitten.
Beschädigungen. Aber auch durch Bauarbeiten im Nah-
• Bei der Durchführung von Schnittmaßnahmen ist die
bereich eines Baumes, wenn Baumaterial abgelagert wird
Abschottungsfähigkeit des Baumes zu berücksichtigen
oder Beschädigung durch Maschinen stattfinden.
(schwach abschottende Baumarten sind z.B. Birke,
Pappel, Rosskastanie, Weide, Apfel, Birne).
• Kronenkappungen sind generell zu unterlassen. Sie
sind allenfalls als Vorbereitung zur Baumentfernung
statthaft.
• Kroneneinkürzungen dürfen nur max. 20 % des
Kronenvolumens betragen und sind nur zur Erreichung
der Verkehrssicherheit oder bei erheblichen
Kronenschäden statthaft.
• Einkürzungen gesunder Äste hemmen Bäume in ihrem
Wuchs, erzeugen meist Faulstellen und reduzieren deren
Lebenserwartung. Rosskastanie mit artgerechtem Habitus (Emanuel v. Hibler Straße)