Page 23 - Baumpatenschaft | Stadt Lienz
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 Regenwasserrückhalt bzw. Regenwasserverwertung

 durch Stadtbäume







 Klimaberechnungsmodelle prognostizieren bereits für die
 nähere Zukunft mehr Hitzetage und insgesamt höhere
 Jahresniederschlagsmengen, die aber häufig in Form von
 Starkniederschlagsereignissen eintreffen können.
 Der aufgrund von mehr Hitzeperioden entstehende Was-
 sermangel im Erdreich kann durch Starkniederschläge aber   Kronenbereich einer großen Föhre im Draupark - Lebensraum für viele Organismen
 nicht ausgeglichen werden, da das Wasser in ausgetrockne-
 te Böden nicht eindringt, sondern eher abgeleitet wird, was
 wiederum zu Überflutungen führen kann.
 Im städtischen Bereich sind ca. 2/3 der Bodenfläche bebaut   Der Beitrag von Stadtbäumen zur Erhaltung
 und versiegelt bzw. häufig auch sehr verdichtet, das Nie-
 derschlagswasser wird hier hauptsächlich dem Kanalnetz   und Förderung der Biodiversität
 zugeführt, das bei Starkniederschlägen an seine Grenzen
 kommt.

 Bäume können Überflutungen reduzieren, sie halten   Der städtische Baumbestand kann viel zur Biodiversität   Im städtischen, von Menschen frequentierten Bereichen,
 Regenwasser zurück:  beitragen. Mit der Auswahl geeigneter Baumarten und der   müssen viele dieser Habitate entfernt werden – die sog.
 •  durch Interzeption - das heißt, ein Teil des Niederschlags   Erhaltung von Groß- bzw. Altbäumen mit ihren speziellen   Verkehrssicherungspflicht verlangt, dass bruchgefährdete
 wird auf der Oberfläche des Baumes zurückgehalten   Lebensräumen kann die Artenvielfalt verschiedenster   Stellen an Bäumen oder Exemplare, bei denen die Stand-
 •  durch Ableitung des Niederschlagswassers ins Erdreich,   Tier- und Pflanzenarten gefördert werden.   sicherheit gefährdet ist, entfernt werden müssen. 10
 weil die Bodenoberfläche im Kronenbereich des Baumes
 meist eine raue, sickerfähige Oberfläche aufweist (bei
 nicht versiegelten Flächen)  Baumarten, die einen besonders hohen Beitrag zur
 •  durch Verdunstung des gespeicherten Wassers im Wur-  Biodiversität leisten sind:
 zelbereich sowie langsame Versickerung und Filterung   Vogelkirsche am Egger – Lienz Platz: Regenwasser wird auf der   •  Stieleichen, Lindenarten, Vogelkirschen, Zitterpappeln,
 Oberfläche des Baumes zurückgehalten und verdunstet bzw. gelangt   Weiden, Feldahorn oder Obstbäume
 des Oberflächenwassers (daraus folgt eine Erhöhung der
 verzögert in den Boden (Interzeption)
 Grundwasserreserven)  •  als Nadelbaum wird hier die Föhre hervorgehoben

          Groß- und Altbäume weisen spezielle Lebensräume auf:
 Regenwasserrückhalt durch Stadtbäume kann   unter ihrer borkigen Rinde leben unzählige Gliederfüßer,
 gesteigert werden durch:  Hohlstellen und hohe Kronenregionen werden als Nistplatz
 •  die Anzahl an Bäumen und die Größe des einzelnen   genutzt, Faulstellen von Pilzen besiedelt. Auch Bäume mit
 Individuums   Efeubewuchs bieten besonders erhaltenswerte Habitate
 •  möglichst große bepflanzte Baumscheiben bzw.   für viele Insekten- und Vogelarten. Mikrohabitate in Tot-
 Grünflächen   holz oder in Rissen und Spalten von Bäumen können die
 •  sicker- und speicherfähiges Erdreich, vor allem im   Artenvielfalt immens steigern. Nicht zu vergessen ist das
 Wurzelbereich der Bäume, z.B. durch Bodenaufbau im   Erdreich im Wurzelraum eines Baumes, Lebensraum einer
 System „Schwammstadt“  Vielzahl an Bodenlebewesen.


          10  Vgl. Gloor et al. (2017)                         Eschenahorn mit Efeubewuchs im Iselpark - Mikrohabitat
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